Der kaltherzige Bauer
Stand: 17.10.24
Im 16. Jahrhundert lebte ein Bäcker in Dortmund, der reich und skrupellos war. Er hortete das Korn, aus dem Brot gebacken wurde, in seinem Keller und spekulierte darauf, es für mehr Geld weiterzuverkaufen. Für die Armen hatte er kein Herz. Selbst seine Schwester ließ er verhungern.
Kurz darauf brach Unruhe in der Stadt aus. Das Volk litt unter Hunger und da diejenigen, die noch immer im Überfluss lebten, nicht halfen, wurden ihre Häuser gestürmt und geplündert.
Der Bäcker griff sich seinen Sack mit einigen Laiben Brot und einen großen Krug Wasser, um sich im Keller einzuschließen und die Unruhen auszusitzen. Seine Reichtümer lagerten ebenfalls dort unten. Nach einigen Stunden im Keller bekam der Bäcker Hunger und griff in seinen Beutel mit dem Brot. Als er es herauszog, stellte er fest, dass sich das Brot in Stein verwandelt hatte und blutige Tropfen aus den Rissen traten.
Entsetzt zog er einen Laib nach dem anderen aus dem Sack, doch alle hatten sich in Stein verwandelt. So wollte er wenigstens etwas trinken, um seinen Hunger zu unterdrücken. Doch das Wasser im Krug hatte sich in dickflüssiges Blut verwandelt. Oben herrschten noch immer Unruhen, sodass der Bauer es nicht wagte, seinen Keller zu verlassen.
Als man Tage später die Tür aufbrach, fand man den kaltherzigen Bauern verhungert in seinem Keller liegend. Neben ihm noch die versteinerten Brotlaibe und der Krug voller Blut.